Nach einer zweijährigen, spektakulären Preisrally mit Anstiegen von über 600 % bis Ende 2022, konsolidiert der Lithiumpreis angesichts niedriger als erwartet verlaufender E-Auto-Absätze nun schon 18 Monate lang. Just in dem Moment, als die Bundesregierung die Umweltprämie Ende 2023 kassierte, brachen bei den Händlern die Stromer-Bestellungen regelrecht ein. Käufer von E-Fahrzeugen hatten ihre steuerliche Motivation immer offen zugestanden, dennoch war Berlin der Meinung, das Thema könnte sich zum Selbstläufer entwickeln. Weit gefehlt, nicht zum ersten Mal wurde die Regierung wieder von der Realität eingeholt. Für den Lithium-Markt mehren sich aber nun die Anzeichen, dass der Bedarf allmählich das Angebot übersteigt und die Produzentenmarge wieder zurückkehren wird. Ein erneuter Blick lohnt sich!
Lithium – Comeback des weißen Metalls
Lithium bleibt neben Kupfer einer der wichtigsten Rohstoffe der Mobilitätswende. Aktuell aber drängen speziell bei Lithium weniger neue Anbieter an den Markt, weil der Preis optisch zu niedrig ist, um größere Investitionen zu locken. Laut aktueller Studien dürfte das Defizit von 25.000 Tonnen Lithiumcarbonat in 2027 auf über 50.000 Tonnen im Jahr 2030 steigen, denn viele Minenprojekte der letzten Jahre sind wegen mangelnder Finanzierung schlichtweg vom Markt verschwunden. Damit sind die Lithiumpreise nach ihrem historischen Boom in 2022 zuletzt wieder deutlich zurückgekommen. Die Nachfrage nach dem Batteriemetall dürfte aber langfristig durch die Decke gehen, denn der Elektrifizierungstrend in der Mobilität wird kommen, wenngleich etwas zeitverzögert. In der sich anbahnenden Knappheit legen die USA größten Wert auf eine heimische oder zumindest China-freie Lieferkette, deren Herstellung durch politische Maßnahmen wie den Inflation Reduction Act (IRA) beschleunigt werden soll.
(Chartquelle: Trading Economics; Lithiumpreis in chinesischen Yuan; 08.07.2024)
BYD versus VW – Der eine so, der andere so
In den europäischen E-Mobilitäts-Sektor ist zuletzt ziemliche Unruhe gekommen. Wegen der Machtverschiebungen nach der EU-Wahl, sind die vorrangigen Interessen der rot-grünen Fraktionen wohl mehr und mehr in den Hintergrund geraten. Nun wird Technologie-Offenheit gefordert, die erstarkten rechten Flügel verlangen sogar die Abschaffung des Verbrenner-Verbots. Wie weit eine mehrgleisige Vorgehensweise Sinn macht, zeigt der ungarische Staatschef Victor Orban, dem es gelungen ist, den chinesischen Massenhersteller BYD „Build your Dreams“ (BYD; China: BY6; WKN: A0M4W9; ISIN: CNE100000296) mit einem Werk in Ungarn anzusiedeln. Hier werden bis 2026 ganze 7 Mrd. EUR investiert und mehr als 3000 Arbeitsplätze geschaffen. Ein gutes Beispiel für eine Industriepolitik, die ihre lokale Wirkung entfacht und Prosperität für Ungarn schafft. Der deutsche Massenhersteller Volkswagen (XETRA: VOW3; WKN: 766403; ISIN: DE0007664039) wird sein Giga-Batteriewerk im spanischen Valencia postieren. Mit einer 10 Mrd. EUR Investition werden 3.600 gutbezahlte Jobs nicht mehr im mittlerweile industriefeindlichen Deutschland angesiedelt, sondern eben im investitionsfreudigen Spanien. Heimisch entstehen soll aber eine Aufbereitungsanlage für alte -E-Autobatterien. Volkswagens Energiesparte Elli will dafür ein erstes sogenanntes „Power Center“ im Norden Deutschlands bauen. Dort wird man ausgediente Aggregate recyclen und in stationäre Energiespeicher umbauen. Zudem hatte VW jüngst gemeldet, seine Software-Probleme bei den E-Serien durch ein Joint Venture mit der amerikanischen Rivian zu lösen. Ganze 5 Mrd. USD sollen hier über die nächsten 4 Jahre in den USA investiert werden. Während BYD mit seinen Lieferungen nach Europa deutlich Gas gibt und sich auch über 17,4 % Strafzoll wenig ärgert, versucht der VW-Konzern sein Glück also im Ausland. Blickt man auf die Aktien beider Unternehmen, scheint BYD derzeit gut bezahlt, bei Volkswagen könnte nun ein Ende der Konsolidierung erreicht sein. Der Kurs zeigt deutliche Stabilisierungstendenzen in der Zone 104 bis 110 EUR. Mit einer Kapitalisierung von nur noch 55 Mrd. EUR ist mittlerweile ein KGV von 3,5 erreicht. Mutige stocken auf!
BMW und Mercedes – Die großen Lithium-Abnehmer ante Portas
In Sachen Elektromobilität muss Europa einen neuen Anlauf starten, wenn das Ergebnis doch noch gut werden soll. Aktuellfahren nämlich erst knapp 4 % Vollelektrische und Hybrid-Fahrzeuge auf Europas Straßen, der Anteil in den Staaten variiert aber stark zwischen 0,5 und 13,5 %. Die beiden Premium-Hersteller BMW und Mercedes gehen indes unterschiedliche Wege. BMW (XETRA: BMW; WKN: 519000; ISIN: DE0005190003) hat schon lange ein Auge auf die Umwelt. Bereits im Jahr 1973 haben die Münchener als erster Automobilhersteller weltweit einen Umweltbeauftragten in ihrer Organisation verankert. Der Konzern möchte den Ressourcenverbrauch in der Produktion senken, die Emissionen der Fahrzeuge reduzieren und unnötigen Abfall vermeiden. Dazu gehört auch eine ökologisch bewusste Standortwahl. Für CO2-Emissionen sollen die Werte aus 2015 bis 2030 über die gesamte Wertschöpfungskette um 40 Prozent sinken. Das ist ein Wort. In Nord-Amerika, dem drittwichtigsten Markt nach Europa und China hat BMW im zweiten Quartal 3,7 % mehr Fahrzeuge verkauft. Der Absatz von batterieelektrischen Fahrzeugen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 23,8 % auf 14.081 Elektrofahrzeuge und macht nun 15,4 % (Vorquartal: 12,7 %) des Gesamtvolumens aus. Das Wachstum unter den BEVs der Marke BMW hat sich damit im letzten Quartal dennoch deutlich verlangsamt. Im Vorquartal betrug es noch knapp 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kumuliert hat BMW im Jahr 2024 bisher 24.794 BEVs verkauft, ein Wachstum von 38 % gegenüber dem Vorjahr. BMW hat angekündigt, die Produktion von Verbrennungsmotoren bis zum Jahr 2030 schrittweise zu reduzieren und irgendwann vollständig einzustellen.
Beim Premium-Konkurrenten Mercedes-Benz (Xetra: MBG; WKN: 710000; ISIN: DE0007100000) gab es zuletzt andere Töne. In Stuttgart möchte man solange Verbrenner anbieten und weiterentwickeln, wie die Fahrzeuge vom Markt nachgefragt werden. Das Unternehmen dezimiert die eigenen Pläne in Sachen Elektromobilität und lässt den endgültigen Umstiegszeitpunkt weiter offen. Mittlerweile haben die Schwaben ausreichend E-Modelle verfügbar und können den Markt mit innovativen Fahrzeugen versorgen. Ob das Thema auch mal ein Massenprodukt wird, bleibt aus Stuttgart weiter ungeklärt. Die „Electric Only“-Strategie wurde schon im Februar von CEO Ola Källenius persönlich einkassiert, eine neue Plattform für Elektrofahrzeuge sogar gestoppt. „In den kommenden Jahren wird es beides geben: Elektroautos und hochmoderne elektrifizierte Verbrenner“, hatte Källenius am Rande der letzten Hauptversammlung gesagt. Die Strategie bleibt also vorerst zweigleisig. Der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge unter den insgesamt zugelassenen Autos des Unternehmens lag im ersten Halbjahr dieses Jahres bei rund 10 % – genau wie im Vorjahr. Zusammen mit Hybridfahrzeugen kommen E-Autos bei Mercedes weltweit zwar auf rund 20 % Absatzanteil – vom selbst ausgerufenen 50-Prozent-Ziel bis 2025 ist man aber weit entfernt.
Ab 2030 plant BMW, dass mindestens 50% aller verkauften Fahrzeuge vollelektrisch sein sollen. Der Übergang zu einer vollständig elektrischen Flotte wird jedoch von den Marktbedingungen und der Nachfrage abhängen. Ab diesem Zeitpunkt werden BMW und Mercedes wahrscheinlich große Lithium-Nachfrager sein. Ein spezielles Lithium-Sourcing muss daher in den nächsten Jahren stattfinden. Dann wird man mit VW und anderen großen europäischen Fahrzeugherstellern wie der PSA-Gruppe oder FIAT in der Schlange stehen, um ausreichend weißes Metall zu bekommen. Die niedrigen Lithium-Preise könnten also in den nächsten Monaten schon wieder schnell Geschichte sein.
Chariot Corporation – Viel Potenzial als Nachbar von Lithium Americas
Eine mögliche Lösung zunehmender Knappheiten wird weltweit ins Auge gefasst. Große Lieferanten sind derzeit Südamerika, Australien und China. Auch Europa hätte Vorkommen des weißen Metalls, die Genehmigung neuer Projekte scheitert außerhalb der Erzeugerstaaten aber oft an den strengen Regularien, die aus Brüssel gesetzt werden. Etwas schizophren einerseits eine Abkehr von fossilen Brennstoffen gesetzlich einzuleiten, gleichzeitig die wichtigen Materialien für eine Umsetzung der Vorhaben zu verbannen. Dauerhaft wird Europa die Rolle des „angeblichen Saubermanns“ nicht mehr spielen können, insbesondere dann, wenn die EU versucht, mit Lieferketten-Nachweisen regulierend auf die Produzenten im Ausland einzuwirken.
In Nordamerika hingegen hat man die Zeichen der Zeit erkannt und entwickelt sich weiter. Die Politik stellt Mittel bereit und fördert nun die Ansiedlung von Bergbau wieder aktiv. Im Fokus stehen Lithium, Kupfer und Seltenen Erden, sie belegen auch vorderste Plätze in der Liste strategischer Metalle. Das australische Unternehmen Chariot Corp. (ASX: CC9; WKN: A3EWMX, ISIN: AU0000294498) ist zwar mit rund 14 Mio. EUR derzeit noch ein Winzling an der Börse, trotzdem verfügt man bereits über eine voll lizensierte US-Liegenschaft über 121 Quadratkilometer. Es befindet sich in der McDermitt-Caldera im Südosten von Oregon und im Norden von Nevada. Direkt nebenan stößt man auf den Lithium-Riesen Lithium Americas (TSE: LAC; WKN: A3ERHF, ISIN: CA53681J1030).
Der Senat hatte in einem 2022 verabschiedeten Protokoll befunden, dass sich die Rohstoff-Abhängigkeit Amerikas zu einer Bedrohung für den Wohlstand der westlichen Welt entwickeln könnte. Ebenso progressiv sind nun die Planungen und die Art und Weise, wie Projekte genehmigt werden. Bereits in 2023 hatte ein Gericht grünes Licht für den Baubeginn bei der Mine „Thacker Pass“ gegeben, dem vermutlich drittgrößten Lithiumvorkommen der Erde. Lithium Americas plant, die Produktion im Jahr 2026 aufzunehmen, aktuell arbeitet man bereits an der Entwicklung der Infrastruktur, um alles im vorgesehenen Zeitrahmen zu starten. Ganz in der Nähe liegt ein zweites Projekt im Besitz von Jindalee Resources Ltd., einem australischen Rohstoffunternehmen mit Fokus auf Lithium und andere strategische Mineralien, die für die Technologie- und Energiesektoren von entscheidender Bedeutung sind. Damit wird klar, die Geologen von Chariot haben das „Resurgent-Projekt“ in unmittelbarer Nachbarschaft von Lithium Americas und Jindalee nicht zufällig ausgewählt. Die Experten vermuten ähnliche Merkmale wie bei den beiden benachbarten Tier-1-Lagerstätten. Resurgent East etwa enthält die gleichen Grabensedimente wie Thacker Pass, auch beim Ablagerungsmodell gibt es offenbar höchste Ähnlichkeit.
Mit diesen Voraussetzungen plant Chariot nun sehr genau. Neben einem Bodenprobenprogramm stehen die Planungen von Bohrzielen im Raum, denn bei so einer verheißungsvollen Lage ist Schnelligkeit gefragt. Insgesamt zeigt die Vorgehensweise, dass auch ein junges Unternehmertum bei Großprojekten aktiv werden kann. Wird hier ein guter Job gemacht, könnte sehr schnell eine Wertvervielfachung eintreten. Was alles über die Zeit schief gehen kann, zeigt sich auch beim europäischen „Projekt Jadar“ des Bergbauriesen Rio Tinto in Serbien. Die 2004 entdeckte Lagerstätte könnte 90 % des aktuellen Lithiumbedarfs Europas decken. Doch es stoppt seit einigen Jahren wegen ausgiebiger Proteste. Die Regierung in Belgrad kommt keinen Zentimeter voran. Die Vorzeichen für die EU stehen also eher schlecht, denn neben hohen Energiekosten gibt es schier unüberwindbare Hürden in Sachen Arbeitskosten, technologischer Ausstattung und andauernder Regulierungswut. Man muss daher kein Pessimist sein, um zu erkennen, dass Europa bei der Neuaufstellung der globalen Rohstoffströme ins Hintertreffen geraten wird und wohl auch in Nordamerika einkaufen muss. Schon heute ist klar, dass man allein wegen der Zeitschiene den Zugang zu wichtigen strategischen Metallen verlieren und auf internationale Kooperationen angewiesen sein wird. Der Explorer Chariot hat sich mit seinem „Resurgent-Projekt“ ausgezeichnet positioniert, um auf diesen Bedarf zu reagieren.
Fazit
Die E-Mobilität wurde mit verringerten öffentlichen Förderungen in Europa jäh ins Stolpern gebracht. Die Lithiumpreise folgten dem Attentismus in den Absatzzahlen bereits seit Anfang 2023. Letztlich ist das politische Bekenntnis aber klar für weitere Elektrifizierung und Reduktion von fossilen Brennstoffen. Da es noch keine massentaugliche Ersatz-Technologien für Li-Ionen-Akkus gibt, ist mit einer Beschleunigung spätestens ab 2027 zu rechnen. Die Krux ist nur: Der Aufbau eines funktionierenden Minenbetriebs mit Vorarbeiten in Exploration, den Genehmigungen und den gewaltigen Investitionen in eine moderne Bergbauanlage dauern in der Regel 7 bis 10 Jahre. Wer also nicht schon seit gestern im Geschäft ist, verpasst den rasenden Zug. Interessante Projekte wie die Liegenschaften von Chariot Corp. geraten schon aus Zeitgründen in den M&A-Fokus. Die Bewertungen von heute werden dann über Nacht zu Makulatur. Wer heute auf den deutlich reduzierten Einstiegsniveaus nicht investiert, wird vermutlich schnell in die Röhre schauen.
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